RICHTER  REISEN

     
 
 
 

Die Grands Causses sind eine wunderbare Hochflächen-Landschaft, gegliedert von steil eingeschnittenen Schluchten, oft mit wildem Himmel, immer mit vielen Steinen, karg und einsam, urwüchsig, mit knorrigen Bäumen, Buchsbaum und Wacholder, in Frühling und Sommer mit wunderbarer Blütenvielfalt, mit vielfältigen Stimmungen – kurzum – grandios!


Geologie und Paläontologie
der Grands Causses
und ein Tag am Meer.

Exkursionsstandort: Hôtel de la Poste**, La Cavalerie (0033-565492044)

Reisepreis (im Doppelzimmer): 1675 Euro.
Einzelzimmer-Zuschlag 295 Euro (Einzelzimmer sind nur in sehr beschränkter Zahl verfügbar).

Anmeldungen mit eMail an a.e.r.fossilien@t-online.de

Anreise:
Augsburg - Kirchheim/Teck - Karlsruhe - Grenze Neuenburg - Mulhouse - Clermond-Ferrand - Millau - La Cavalerie.

Exkursionsablauf:
13. Mai: Anreise bis La Cavalerie (wir wohnen im Hôtel de la Poste**).
14. bis 20. Mai: Exkursionen im Bereich der Grands Causses, nach Graissesac und Lodève und ein ganztägiger Ausflug ans Mittelmeer.
21. Mai: Rückreise bis Kirchheim/Teck bzw. Augsburg.

Ausrüstung
Geologenhammer, Fäustel und Meißel; für die Karbon- und Perm-Schichten ein breiter Flachmeißel (Steinmetzmeißel); dünnflüssiger Sekundenkleber, feste Schuhe und Gummistiefel, sicherheitshalber Regenkleidung, reichlich Verpackungsmaterial (Zeitungspapier) und Beutel, druckfeste kleine Behältnisse für empfindliche Fundstücke.

Reichlich mitnehmen: Virtuellen Speicherplatz für Landschaft, Geologie und Aufschlüsse!

Und noch einmal die klassische Südfrankreich-Reise! Natürlich mit verschiedenen Veränderungen – einige andere Aufschlüsse, einige andere Sehenswürdigkeiten – wir bemühen uns um etwas Abwechslung. Aber wie immer lernen wir herbe und liebliche Landschaften, weite Hochebenen, steil eingeschnittene Schluchten und tiefe Höhlen, hübsche Städte und malerische Dörfer kennen. Und wir werden interessante Aufschlüsse kennenlernen, viel sehen, hoffentlich auch was lernen und viel sammeln.


Topographische Karte Frankreichs mit der Lage von Mende, Millau und La Cavalerie.
Bild aus Wikipedia, abgeändert.

Wir waren im Frühjahr 2016 in Südfrankreich unterwegs zur Untersuchung einiger neuer Aufschlüsse und der eine oder andere ist exkursionstauglich. Wir verhandelten mit Bauern, besuchten die in Frage kommenden Stellen und wogen ab. Die für die Exkursion ausgewählten Lokalitäten können in der Regel bequem begangen werden ohne großen Anmarsch vom Bus-Standplatz aus, manche aber bieten den „Geländegängigen“ ein weites Betätigungsfeld fern vom Bus, gut für Geländezeit von etlichen Stunden.

Wir wohnen in einem für unsere Zwecke optimal geeigneten Hotel in Form eines gemütlichen Hauses mit ausgezeichneter regionaltypischer Küche und freundlichem optimal geschultem Personal, liebenswürdig und hilfsbereit. Es liegt in La Cavalerie, im Herzen des Larzac. Und es heißt:

Hôtel de la Poste**

 


Zu dieser Präsentation

Die Anordnung der im folgenden gezeigten Kapitel entspricht nicht dem chronologischen Ablauf der Exkursion. Wir zeigen bewusst auch sehr viele Bilder mit allgemeinem Inhalt, also abweichend von Geologie und Fossilien, um einen Gesamteindruck von unserem Exkursionsgebiet geben zu können. Damit wird diese Präsentation insgesamt interessanter, anregend und auch hilfreich für die Vorbereitung eigener Exkursionen.

Herzlichen Dank an Freunde für die Überlassung einiger der hier gezeigten Bilder (Manfred Fischer, Anke & Frank Hoffmann, Wally Kaipf, Ralf Krause, Uwe Kunze, Joachim Lehmann, Günter Richter, Christoph Schindler, Siegfried Schwaiger, Siegfried Wiescholek, Axel Schäfer, Bernd Sendzik, Erich Stein, Horst Voigt). Die meisten Fotos stammen von Gabo und mir. Die meisten der Bilder wurden im Verlaufe der vergangenen Richter-Busreisen gemacht.

Ich muss mich entschuldigen wegen des enormen Umfangs dieser virtuellen Exkursions-Präsentation. Bei der Zusammenstellung der Exkursionsziele, bei Bildsichtung und Ausarbeitung gingen meine Begeisterung und meine Liebe zu dieser Landschaft mit mir durch und ich konnte mich beim besten Willen nur mühsam bremsen. Wir haben dann aber doch um einiges gekürzt. Es ist immer noch sehr viel geblieben. Nehmen Sie es als eine Führung durch die Causses und ein "bisschen" Midi und scrollen Sie einfach flott nach unten, wenn es zuviel wird. Ich hoffe, es wird Ihnen trotzdem gefallen.

100 Seiten, 344 Abbildungen.

© 2016 Andreas Richter.


Motivation

Die Exkursion dient dem Kennenlernen der vielfältigen Landschaftsformen vom Mittelgebirge der Cevennen im Norden bis zu den Sandstränden der Camargue im Süden und sie dient dem Kennenlernen von Schicht, Fazies und Fossilinhalt der Grands Causses. Das stratigraphische Spektrum umfasst Karbon, Perm und Jura.

Wir sehen interessante geologische Erscheinungen und sammeln die charakteristischen Fossilien, von wohlerhaltenen karbonischen Pflanzen bis hin zur reichen verkiesten Ammonitenfauna des Unterjura.

Die Hochflächen-Landschaften der Grands Causses sind zu allen Jahreszeiten stimmungsvoll. Und sie sind einsam, sehr einsam. Sie liegen weit im Süden Frankreichs, südlich des uralten Zentralmassivs. Die tief zerschluchteten Hochflächen der Causses bestehen aus Juraschichten, abgelagert im ehemaligen kleinräumigen Meeresbeckens des Golfe des Causses. Markant sind vor allem die hellen steil aufragenden Kalkrippen des Mittel- und Oberjura.

In den Randbereichen der Causses sind die Hochflächen in Auslieger- und Zeugenberge aufgelöst, die Täler werden dort weit mit milden Hügellandschaften. Kleine Dörfer, alte Bauernhöfe und hin und wieder eine Burg zieren das Land.

Besondere Aufmerksamkeit und viel Zeit werden wir den Schichten des oberen Unterjura (Toarcien) der Grands Causses widmen. In den Terres Noires - vegetationslosen weitgedehnten Mergelhängen im Bereich der einsamen Landschaften - sammeln wir verkieste Ammoniten (es kommen über 180 Arten vor), dazu Belemniten, Muscheln, Schnecken und Brachiopoden. Das Wandern durch einsame stark zertalte Landschaften, das Aufspüren neuer fossilführender Hangflächen und das Aufsammeln der Fossilien machen viel Spaß.

Die Durchschnittsgröße dieser Fossilien ist zwar gering, dafür aber können wir viele Arten in manchmal großer Individuenzahl aufsammeln, was interessante Vergleiche ermöglicht. Die Fossilien sind oft wunderschön! Die ursprünglich verkiesten Ammoniten sind manchmal durch langes oberflächennahes Liegen oxidiert und oft schön braun, mitunter sogar goldfarben.

Es besteht auch die Möglichkeit zu interessanten botanischen Studien - die Vielfalt der Pflanzenwelt, u.a. die reiche Orchideenflora (vor allem Orchis, Dactylorhiza...) erfreut den botanisch Interessierten. Und genau zur Zeit unserer Exkursion erreicht die Blütenpracht in den Causses einen Höhepunkt.

Der Besuch zahlreicher touristischer Sehenswürdigkeiten ist in idealer Weise zwanglos in unser geologisch-paläontologisches Programm eingefügt.

Wir werden kennenlernen:

Die bis 400 Meter tief eingeschnittene Tarnschlucht, die kaum weniger imposante Schlucht der Jonte, die grandiose Tropfsteinhöhle Aven Armand, die markante Karstlandschaft des Larzac (wo wir ja wohnen werden) die höchst eindrucksvolle Karstlandschaft von Montpellier le Vieux, unseren Wohnort La Cavalerie, die Kreuzritter-Station La Couvertoirade, die Mittelmeerküste, die Kreuzritterstadt Aigues-Mortes mit einmaligen mittelalterlichen Festungsanlagen, die Salins du Midi, den betriebsamen Fischerhafen Grau-du-Roi, Millau, die Kapitale der Causses, mit liebenswerter Altstadt und einem großartigen geologisch-historischen Museum, die berühmte Renaissace/Barock-Stadt Pézenas, das Dino-Museum bei Mèze, wo man Exponate bewundern kann unmittelbar im Bereich aktiver Grabungsflächen. Und wir besuchen einen Weinbauern nahebei mit einem guten Roten, auf dessen Weinbergen wir nach Dino-Eischalen suchen werden, usw. usw.

 

Landschaft und Fossilien der Grands Causses und ein kleines Stück Midi -
eine Reise, die Ihnen gewiss gefallen wird! Fahren Sie mit!

 

Die Anreise dauert natürlich ein wenig – von Augsburg aus müssen wir immerhin rund 1150 Kilometer fahren, um nach La Cavalerie zu kommen. Über Dettingen und Kirchheim unter Teck geht es zur Grenze bei Neuenburg/Ottmarsheim, von hier aus fahren wir dann über Beaune, Châlon-sur-Saône und Moulins Richtung Clermont-Ferrand, dann durch die Auvergne, wo wir im Vorbeifahren die Vulkanketten der Puys bewundern können.

Am ersten Tag haben wir also eine weite Fahrt vor uns, aber es gibt viel zu erzählen und zu erklären, man unterhält sich und man sieht natürlich ständig Neues, wenn auch nur im Vorbeifahren. Auf dem mittleren Foto oben passieren wir gerade die Chaines des Puys in der Nähe von Clermond-Ferrand; wir sehen in Bildmitte den Puy de Dôme, den höchsten der Vulkanberge in der Auvergne.

Dann durch den Granit der Margeride-Landschaft und schließlich auf die Kalk-Hochflächen - der erste Kontakt mit den Causses! Vorbei an Sévérac-le-Château und an Millau, über den Viadukt von Millau und schließlich die letzten paar Kilometer bis La Cavalerie zum

Hôtel de la Poste.

 

Wir wohnen am Rande der Templer-Festung La Cavalerie. Der Ort hat einen ganz besonderen Charakter - der Ortskern ist vollkommen ummauert und auf der Mauerkrone kann man knapp drei Viertel des alten Stadtkerns umlaufen (was allerdings nichts heißt – das sind nur 220 Meter Strecke...). Innen stehen nur alte Häuser. Man muss abends und vielleicht auch einmal vor dem Frühstück – menschenleer, mit besonders eindrücklicher Stimmung - dort bummeln.

Mauern, Häuser, Türme... Im Gegensatz zu La Couvertoirade ist hier alles ordentlich rechtwinklig und die Dächer sind meist rot gedeckt (was man beides aber nur von oben von der Mauer aus sieht), seltener mit modernen Pfannen, öfters noch mit Hohlziegeln römischer Art.

Die Templer etablierten sich auf dem Larzac ab 1151, als sie dort Land erhielten durch eine Schenkung von Raimund Berengar IV., Grafen von Barcelona. Die Templer-Kommandantur La Cavalerie wurde 1154 gegründet, die Kirche wird erstmals 1180 erwähnt. Nach der Stilllegung des Templer-Ordens übernahm den Besitz der „Orden Sankt Johannes vom Spital zu Jerusalem“ (Johanniter- oder Hospitaliter-Orden; „l'Ordre des Hospitaliers de Saint-Jean de Jérusalem, de Rhodes et de Malte“), so gegen 1312. Dieser befestigte den Ort in der Zeit ab 1435, also vor La Couvertoirade und vor Sainte-Eulalie-de-Cernon. Der Orden erbaute den rechteckigen Mauergürtel, die drei Rundtürme und einen Donjon („Carré des Templiers“). Ein guter Teil des damaligen Baubestandes existiert noch.

Die Gassen und Häuser sind wohl geradliniger und „ordentlicher“ angelegt als jene in La Couvertoirade (man erkennt die planende Hand der Erbauer), aber nicht minder reizvoll. Es gibt viele malerische Winkel, wunderbare Ausblicke und stimmungsvolle Stillleben.

Neben alten Türen und Fenstern sind auch die alten Türklopfer eines meiner Lieblings-Motive, wenn ich dort unterwegs bin. Und da gibt es viele zu fotografieren in Frankreich!

Und - direkt in La Cavalerie ist auch die Käserei, die den berühmten Marotte-Hartkäse herstellt, für mich eigentlich besser als der Roquefort (da sollten wir eigentlich auch mal hinfahren bei der Exkursion...). Wir sehen oben den Käse bei der Brotzeit und auf dem unteren Bild das Original-Marotte-Schaf mit einem Käse-Etikett daneben.

Und - gegenüber des Hotels auf der anderen Straßenseite ist eine Bäckerei, die nicht nur ausgezeichnete Brote und Kuchen hat, sondern auch riesig große Merenken - so super gut!

Eine Auswahl aus den großartigen Gerichten im Hôtel de la Poste, hier nicht als Gaumen-, sondern als Augenfreude.

 

Aber nun - auf gehts, zum Sammeln!

Wir besuchen eine ganze Reihe von Lokalitäten in Schichten des Domérien, vor allem aber des Toarcien: Im Norden am Causse de Mende, im Zentrum der Grands Causses wenig nördlich des Tarn, im Süden um das Plateau de Guilhaumard und im Westen unweit von Roquefort-sur-Soulzon.

Manchmal muss man schon ein wenig wandern, um zu den Lokalitäten zu kommen, aber wir machen das in aller Ruhe, und weil man zwischenrein immer wieder mal stehen bleibt, um sich umzusehen oder zu fotografieren, gestalten sich auch solche Strecken eher wie ein erholsamer Spaziergang.

Wir wandern auf gutem Weg bergauf, bergauf, bergauf, und dann erreichen wir unsere Fundstellen, tiefe Schluchten und flache Hügel, die aber relativ gut begehbar sind. Hier wollen wir sammeln.

Wir queren die im Gelände meist markant auftretende "Wasserfall-Bank", bestehend aus den Schistes-Carton ("Karton-Schiefer"), dem untersten Toarcien (regional noch unterlagert von einer geringmächtigen Kalkbank mit calcitisch überlieferten ungedrückten Ammoniten). Auf diese "Karton-" oder Papier-Schiefer"-Schichten treffen wir vielerorts und sie sind ein guter lithologischer Leithorizont - unterhalb steht das Domérien an, oberhalb das Toarcien.

Weit unten ums Eck steht der Bus und wir stehen jetzt da oben und denken nach: Wer als erster unten ist, bekommt eine Flasche "Liqueur du Larzac". Das ist ein aus 19 Kräutern hergestellter Likör, eine regionale Spezialität...

Axel Schäfer rennt die Hänge rauf und runter wie eine Bergziege - er ist in seinem Element! Und er findet schöne Sachen, z.B. den hier gezeigten Ammoniten, abends nach dem Waschen fotografiert. Es ist einer der ganz seltenen Ammoniten mit erhaltener Schale, ein Osperleioceras bicarinatum mit komplett erhaltenem Kiel.

Wir bleiben etliche Stunden. Erschlossen sind hier die Tonmergel von der Bifrons-Zone (unteres Toarcien; ganz unten in den Bachrissen) bis hinauf in die Thouarsense-Zone (oberes Toarcien). Dominant sind die teils beachtlich großen Ammoniten der Art Osperleioceras bicarinatum, aber man findet auch Hildoceraten (ganz unten im Profil), Catacoeloceraten, Phymatoceras, Paroniceras und das seltene Oxyparoniceras, Haugia, Grammoceraten (auch die Leitform Grammoceras thouarsense) usw. und natürlich auch interessante Beifauna: Muscheln, Schnecken, Belemniten und selten auch Wirbeltier-Reste.

Die Neulinge lernen meist schnell und finden genau so gut wie die alten Hasen. Man zeigt sich gegenseitig Banales oder Besonderheiten, der eine hat einen besonders schönen, ein anderer einen besonders großen Ammoniten. Sogar Reptilien-Fossilien werden gefunden: Knochen, z.B. Wirbelknochen und auch Phalangen (Paddelknochen) eines Ichthyosauriers. Ich finde unter anderem diese Ichthyosaurier-Phalange, einen Knochen also aus dem Paddel eines Fischsauriers (Abbildung oben rechts). Es ist mit 2,3 Zentimeter nur ein kleines "Phalängchen", aber ich freue mich!

Der auf dem linken Bild gezeigte Extremitäten-Knochen hat eine besondere Geschichte - das eine Teil fanden Anke und Frank Hoffmann, das andere Ingeborg Schmidt. Unten am Bus beim Fundvorzeig wurde die Zusammengehörigkeit erkannt. Ingeborg Schmidt überließ ihren Teil großzügig den beiden Hoffmanns, sodass der Knochen nun wieder komplett ist.

Beim bodennahen Sammeln auf den Verebnungsflächen kommen manche Schönheiten zutage: Kleine Nucula-Exemplare, Nuculana mit dem langen „Schwanz“, weitere Muschel-Formen, Schnecken von zwei oder drei Arten und sogar Brachiopoden, Belemniten-Phragmokone und natürlich auch kleine und kleinste Ammoniten – reiche Beute!

Dieses prachtvolle Osperleioceras bicarinatum fand Jens Tarnow. Er gewann damit beim Wettbewerb um den "Schönsten Ammoniten". Durchmesser ca. 2,5 cm. Sammlung Jens Tarnow.

Aber wir achten natürlich nicht nur auf Fossilien, sondern auch auf alles außen herum - und wenns eine Spinne ist wie hier die Röhrenspinne (Eresus cinnaberinus).

Stellvertretend für die vielen interessanten Insekten, die uns begegnen werden, hier ein Bild des Flockenblumen-Scheckenfalters [Melitaea phoebe (DENIS & SCHIFFERMUELLER, 1775)]. Dank für die Bestimmung an Siegfried Wiescholek!

 

Der Causse du Larzac ist die größte der Hochflächen der Grands Causses, mit wunderbaren Ebenen und höchst markanten Karstbildungen in grandioser Einsamkeit. Immer noch.

 

Die Bilder zeigen einen sehr bequemen und gut begehbaren und sehr ergiebigen Fundort. Nahebei - mit Blick auf die Hänge - wohnt der Bauer. Wir holen uns immer die Erlaubnis und können somit ungestört dort sammeln. Das trifft auch auf wenigstens eine weitere Lokalität zu, die wir diesmal erstmalig mit einer Gruppe begehen werden.

Ein Holcophylloceras und ein Alocolytoceras von dort. Viele der hier vorkommenden Fossilien zeigen sehr schöne Oxidations-Farben.

 

Fundvorweis!

Die Möglichkeiten zur Unterbringung der gesammelten Fossilien sind vielfältig und reichen von der Mütze über diverse Tüten, Beutel und Säcke bis hin zu prachtvoll farbigen Plastikkästen. Manche nützen dann eine kleine Pfütze oder einen Bachlauf, um die Stücke gleich im Gelände zu waschen und zeigen schon am Bus sauber Fossilien - Hut ab!

Andere waschen die Funde bzw. eine Auswahl daraus abends im Zimmer und zeigen sie dann bei Tisch, was sehr angenehm ist über den Informationswert hinaus - man sitzt bequem bei gutem Licht und kann diskutieren. Hier Fundstücke von Günter Richter.

Man findet auch mal rhynchonellide Brachiopoden (unten rechts), wie die hier von Walter Pache gezeigten Stücke der Art cf. Rhynchonella ruthenensis. Sehr häufig sind solche Fossilien in diesen Schichten allerdings nicht, weil der damalige Meeresboden für eine Besiedlung durch festgewachsene (fixisessile) Organismen nicht geeignet war. Auf dem linken Bild sehen wir als Beispiel für die Schneckenfauna zwei schalenerhaltene Exemplare der Art "Pseudalaria" patrocla, die man normalerweise nur als Steinkerne findet. Beim rechten Exemplar ist die Mündung erhalten - sehr selten! Das mittlere Bild zeigt einen sensationellen Fund von Gabo, den Kelch einer freischwimmenden Seelilie. Es ist vermutlich ein Erstnachweis für das Toarcien der Grands Causses.

Eine Lokalität - unscheinbar wie so viele der Fundstellen - erschließt die Schichten des obersten Toarcien (Aalensis-Zone) mit Pleydellien und vielen Schnecken der Art Costatrochus subduplicatus.

Die hier gezeigten Fossilien sind Funde der Exkursionen 2012 und 2015: Ammoniten, eine Schnecke, eine Muschel und ein Nautilus. Sie wurden entweder gleich im Gelände oder abends beim Diner fotografiert.

Und hier einige Formen aus der Beifauna des Domérien und Toarcien:

1) Auf Belemnitenrostrum aufgewachsene Plicatula; Domérien; max. 1,2 Zentimeter.
2) Gibbirhynchia amalthei; Brachiopoden aus dem Domérien; max. 1 Zentimeter.
3) Gagatisiertes Holz; solche Hölzer kommen im Domérien und Toarcien vor; max. 4 Zentimeter.
4) Plicatula spinosa; kleine Muscheln aus dem Domérien, max. 2,4 Zentimeter.
5) Phalange (Paddelknochen) eines Ichthyosauriers; unteres Toarcien; ca. 4 Zentimeter.
6. Pleurobelus compressus; Belemnitenrostren aus dem Domérien; max. 3 Zentimeter.
7) Kleiner Ichthyosaurier-Wirbel; oberes Toarcien; 1,4 Zentimeter.
8) Ganoidschuppen des Fisches Lepidotes elvensis (BLAINVILLE). Toarcien. max. 2,7 cm.
9) Costatrochus subduplicatus; Schnecke aus dem oberen Toarcien/Aalenien; ca. 2,5 Zentimeter.
10) Nautiliden-Kiefer (Rhyncholith); oberes Toarcien; 2,2 Zentimeter.
11) Operculum der Schnecke Neritopsis philea ORBIGNY; oberes Toarcien; 1,9 Zentimeter.
12) Ein riesiger Ichthyosaurierwirbel; oberes Toarcien; Durchmesser 16 Zentimeter.
Siehe hierzu LEITFOSSIL.de (2007): Ichthyosaurier-Riesenwirbel aus den Causses! (Andreas E. Richter; 21.2.2007; 6 S., 7 Abb.) und LEITFOSSIL.de (2011): Temnodontosarus-Wirbel aus dem Toarcien der Grands Causses/Südfrankreich  (Andreas E. Richter; 14.5.2011; Konglomerat; 6 S., 7 Abb.).

 

Wir sind hier inmitten der permischen Roterde-Landschaften, der "Ruffes du Lodévois" und blicken auf den Lac-du-Salagou, einen künstlichen Stausee in der geologischen Struktur des Beckens von Lodève.

Blick auf das Château Malavieille hoch oben auf einem Basalt-Schlot.

Die "Site paléontologique" bei La Lieude. Hier ist eine mit etwa 30 Grad nach Süden einfallende Fährtenplatte (mehrere Niveaus) erschlossen, mit endlos vielen Trittsiegeln (insgesamt ca. 950) permischer Reptilien wie z.B. Merifontichnus thalerius, benannt nach der Ferme Mérifons nahebei. Die Platte wurde überdacht, voll guten Willens, aber offenbar nicht imprägniert - die Spurenschichten lösen sich mittlerweile auf, zerbröseln und zerfallen. Links unten einige Trittsiegel unter dem Schutzdach, rechts unten eine Schicht mit schönen Trockenrissen im Gelände außerhalb.

Wir stehen vor den berühmten "Girlanden von Mérifons" ("Guirlandes de Mérifons"), steilgestellten alternierenden hellen und dunklen Schichten. Auf dem eingeblendeten Bild sieht man flacher ausstreichende Schichten mit Rippelmarken und Trockenrissen auf den Flächen. Überall steht Thymian - welch ein Duft! Dazu dann das Zirpen der Zikaden - Mediterran-Land! Wunderbar!

Ganz oben eine Platte mit Triopsiden-Resten; wir sehen Abdrücke gedrückter, zerknitterter/zerbrochener Carapaxe („Panzer“, „Schädelplatten“) von Triopsiden. Die gesamte Platte misst 13 x 20 cm, die Bildbreite beträgt etwa 12 cm. Oberes Mittelperm (Guadalupian/Lopingian, Salagou Formation, Mérifons-Schichten). Sammlung Jürg Schaffner. Eingeblendet der Carapax von Triops cancriformis permiensis GAND, GARRIC & LAPEYRIE, 1997 oder Lepidurus occitanicus GAND, GARRIC & LAPEYRIE, 1997. Maximal ca. 2 cm. Oberes Mittelperm; Guadalupian/Lopingian, Salagou-Formation, Mérifons-Schichten. Sammlung Sabine Lauterbach.

Unten Bilder von Rippelmarken und Trockenrissen aus den gleichen Schichten.

 

Ganz neu ist bei dieser Exkursion der Besuch der eindrucksvollen Stadt Pézenas, gelegen unweit der Küste bei Béziers. Die Straßen und Gassen sind eng, eingefasst vom hohen und strengen Häusern aus Barock- und Renaissance-Zeit mit wunderbarem Schmuck. Oben links ein Bild des Treppenhauses im Hotel Lacoste, hier wohnte Ludwig XIV. während seines Pézenas-Besuchs.

Bunte Geschäfte geben den steingrauen Gassen Farbe und man hat viel Spaß beim Bummeln. Natürlich gibt es auch hier wie überall in Südfrankreich noch altmodische Alimentations, Lebensmittel-Läden, wo man auch für die Exkursionstage einkaufen kann.

Eine der Straßen der Stadt ist gesäumt von rund 20 Antiquitäten-Geschäften. Von Kram und Krempel bis zu höchstkarätigen Stücken bekommt man hier alles. Die Büste des Schauspielers, Theater-Direktors und Dramatikers Jean-Baptiste Poquelin, besser bekannt als Molière, der oft mit seiner Truppe hier in Pézenas spielte, hätte mir gut gefallen. Zwei Dinge hinderten mich am Kauf (und meine Frau gehörte nicht dazu).

Aber hier - eine Vielzahl auch kleiner und erschwinglicher Dinge, verteilt auf viele Räume - oh oh!

 

Couvertoirade ist ein Mauer- und Turm-bewehrter Ort mit wenigen Häusern und nur wenigen Bewohnern. Er liegt auf dem Causse du Larzac, inmitten einer malerischen Karstwildnis. Die Templer-Ritter errichteten hier eine Burg: Festung und gleichzeitig Hospital, zur Wiederherstellung kranker oder verwundeter Kreuzfahrer. Der Platz wurde auch genutzt als Sammelstelle für die auf Kreuzfahrt gehenden Truppen, die auf dem Weg nach Aigues-Mortes vorbeikamen.

Die Ansicht verdeutlicht die versteckte Anlage der Siedlung - Wehrgang und Türme fallen kaum auf.

Im Jahre 1312 wurde der dem König zu mächtig gewordene Templer-Orden aufgelöst, die Burg Couvertoirade von den Maltesern übernommen und später zerstört. Die heute sichtbaren Befestigungen stammen aus dem fünfzehnten Jahrhundert. Die beiden Tore und die runden Wehrtürme bilden zusammen mit dem Mauerring und den Häusern ein einzigartiges Ensemble inmitten der kargen Karstlandschaft. Aus dem siebzehnten Jahrhundert sind einige schöne Renaissancebauten erhalten. La Couvertoirade gehört zu den "Plus beaux villages de France" ("Schönste Dörfer Frankreichs").

  Vor allem im zeitigen Frühjahr, im Herbst und natürlich im Winter ist es hier ganz wunderbar, menschenleer, stimmungsvoll. All die kleinen Läden, Souvenir-, Schmuck-, Laguiole-Messer- und Lederartikel-Geschäfte sind dann allerdings geschlossen, der Wind pfeift durch die leeren Gassen - ein meditatives Erlebnis!

Wehrgang, Türme und Häuser - ein wunderbares Ensemble.

Impressionen aus La Couvertoirade.

Grauer Stein und bunte Plastik-Möbel - ein schöner Kontrast!

Und hier die Lavogne bei La Couvertoirade, eine der schönsten der Causses. Sie liegt wenig außerhalb des Südtors, linkerhand. Und was ist eine Lavogne? Nun, es ist eine gepflasterte Viehtränke, eigentlich Schaftränke - Kühe sind nicht so viele unterwegs.

Gabos Cartoon erklärt den Sinn. Wobei sich die beiden Schel-Schafe (= schel blickend) ärgern über das Wasch-Schaf, das ihr Trinkwasser verunreinigt.

 

Wir besuchen auch eine kleine Höhle mit Dinosaurier-Trittsiegeln auf der Oberfläche einer Kalkbank. Es handelt sich um terrestrische Schichten des unteren Unterjura. Es ist nicht ganz einfach, im Höhleninneren deutliche Spuren zu erkennen - dazu braucht man eine wirklich starke Taschenlampe. Aber sie sind da! Sammeln kann man nix, aber man sieht ordentlich große Eindrücke - Spreizweite bis rund 25 Zentimeter: Trittsiegel von Raptoren.

Diesmal hatte ich das Glück, ein Trittsiegel sozusagen im Freien zu finden: Im Versturzmaterial neben dem engen Höhlen-Eingang lag ein aus den überragenden Schichten verstürzter Block mit einem schönen Abdruck, die Liegendplatte. Oben an der Schicht-Unterseite war noch das Negativ sichtbar, also die Hangendplatte (im wahrsten Sinne des Wortes!) genau dieses Abdruckes. Zwischen der Höhlenboden-Schicht mit den Spuren und der Schicht mit dem hangenden Negativ oben am Höhleneingang liegen rund 3 Meter - es gibt also mehrere Horizonte mit Trittsiegeln - mindestens zwei. Die Zugehörigkeit zu einer Ichnospezies ist mir nicht ermittelbar. Aber interessant ist  das Vorkommen auf jeden Fall!

 

Wir sind hier weit oben, nahe den Geiern, und vielleicht werden wir auch Gesellschaft haben in Form einer Schafherde wie damals auf dem oberen Bild zu sehen. Wir wollen mal sehen, was zu finden sein wird an Fossilien...

Ein markanter Zeugenberg; oben sehen wir steil aufragenden Mitteljura-Kalke, darunter ausgedehnte Hangschürzen aus Opalinum-Ton. Das Toarcien liegt tiefer. Dass hier in absehbarer Zeit erneute Bergstürze ablaufen werden, ist gut möglich.

Oben links eine Costatrochus subduplicatus (Opalinum-Ton). Rechts daneben eine der kleinen wunderschönen Trigonien aus dem Opalinum-Ton. Unten links Mesomiltha (Opalinum-Ton), daneben eine der sehr seltenen Pleurotomarien aus dem Toarcien, ein Fund von Richard Fuchs.

Ein weiterer Zeugenberg, oben unter den Mitteljura-Kalken mit fossilreichen Toarcien-Tonmergeln (eingeblendet ein Bild der Schrunden aus der Nähe); rechts unten Opalinum-Ton und links am Bildrand die Geländemarke der Schistes cartons (Toarcien-Basis).

Eine der besuchten Lokalitäten liegt oberhalb der Tarn-Schlucht. Hier sind die Jura-Schichten vom unteren Domérien bis zum Bajocien erschlossen. Wir halten uns auf im Bereich von hochaufragenden Kalkbarren, mächtiger Zeugenberge, die von ausgedehnten Hängen aus Opalinum-Ton (unterer Mitteljura; Opalinum-Zone) gesäumt werden. Einsturzgefährdet sahen die Wände schon immer aus, und im Jahr 2006 passierte es - bei einem Abbruch ging eine gewaltige Blocklawine zu Tal. Da kam es runter und da liegt es nun, das Gestein aus dem Mitteljura. Soviel Stein und keine Fossilien!

Wir haben nun mehrere Optionen, Schichten kennen zu lernen und Fossilien zu sammeln: Im Osten stehen die Tonmergel des Aalénien an (unterer Mitteljura), mit Schnecken und Muscheln und leider nur Bruchstücken des Leitammoniten Leioceras opalinum. Im unteren Aalénien kann man schöne Schnecken und Muscheln sammeln, eine insgesamt kleinwüchsige Fauna, aber mit Fossilien in teils ausgezeichneter Erhaltung. Die reichlich herumliegenden Bruchstücke des Leitammoniten Leioceras opalinum belegen die stratigraphische Zugehörigkeit. Komplette Leioceraten gehören allerdings zu den allergrößten Seltenheiten.

Manche machen sich auf den Weg und wandern weit ab, um dort ihr Glück zu suchen, andere sammeln in der Nähe des Busses. In den tiefen Lagen weit hangabwärts stehen die Amaltheen-Schichten an (Domérien), wo schon schöne Amaltheen gefunden wurden.

Wir diskutieren und erzählen. Heinz zeigt gerade Größe und Form des Ammoniten, den er leider liegenlassen musste wegen des Transport-Problems - das Stück wog mehr als 50 Kilogramm. So viel schade! Das eingeblendete Bild zeigt einige der Weitläufer beim Abmarsch.

Der Fundvorweis gegen Ende unseres Aufenthaltes hier ergibt, dass einige der Teilnehmer Top-Funde gemacht hatten, andere halt weniger. Aber das ist immer und überall so.

Größere Ammoniten sieht man meist nur ein wenig aus den Tonmergel heraus lugen. Werden sie ganz frei gespült oder erodiert und rollen sie nach unten und liegen dann offen da, dann werden sie erstens von Sammlern leicht erkannt (wir sind natürlich nicht die einzigen, die hier sammeln!) oder sie überstehen den nächsten Winter nicht und zerfallen. Das eingeblendete Bild zeigt ein ganz frisch heraus genommenes Hildoceras.

 

Wir fahren auf der "endlosen" Weite des Causse Méjean - wir sind auf dem Weg zur grandiosen Tropfstein-Höhle Aven Armand.

Die Höhle besteht aus einem einzigen riesigen Raum, einem "Höhlendom", der angefüllt ist mit einer Vielzahl an Stalagmiten. In die Unterwelt hinab geht es mit einer Zahnradbahn.

Die Stalagmiten hier haben ganz besondere Formen, meist ein wenig verwackelt und allseitig mit blattförmigen Sinter-Auswüchsen. Sie sehen ein wenig aus wie hochgeschossene Blumenkohl-Pflanzen.

Man staunt und bewundert! Der neueste Gag ist eine variable LED-Beleuchtung in teils grauenvoll prachtvollen Farben, die kurzfristig und beliebig geändert werden können.

 

Aktuelle Dauer-Aufschlüsse im Carixien (Unterpliensbach; Unterjura) gibt es nicht - alle Steinbrüche sind stillgelegt. Nur bei Bauaushub kommt noch entprechendes Gestein zutage. Wir besuchen eine der Deponien in einem alten Steinbruch und hoffen auf frisch angefahrenen Aushub. Wir wissen nicht, ob wir bei unserem Besuch im Mai noch Fundmöglichkeiten haben werden, aber wir werden es auf jeden Fall versuchen.

Das Carixien ist im Bereich der Causses durchwegs kalkig ausgebildet. Manche Schichten führen eine reiche Fauna, vor allem teils recht große Lytoceraten, Liparoceraten und Nautiliden.

Man muss ein wenig hin und her wandern und die Deponien untersuchen. Mit Glück findet man dann Fossilien. Gute Chancen hat man vor allem, wenn frisches Gestein angefahren, aber noch nicht planiert wurde.

Links oben eine Plagiostoma mit einem dünnen Schwefelkies-Harnisch, rechts daneben ein großes Liparoceras, ein Fund von Ingeborg Schmidt; der Ammonit verhielt sich aber bei der Präparation leider sehr widerspenstig... Unten werden Fundstücke von Jürg Schaffner bewundert.

Uwe Kunze meißelt einen Nautilus aus dem Stein. Als er anfing, war der Brocken sehr viel größer.

Wenn man oben in den Domérien-Ausstrichen/Anschüttungen sucht, kann man auch nette Muscheln, Ammoniten und Belemniten aus diesen Schichten finden.

 

An einem der Reisetage fahren wir über Montpellier nach Süden, ans Mittelmeer, ins "Midi". Der Tag ist ein wenig Freizeit vom Sammeln, aber nicht ganz...

Oben eine Ansicht von Le Grau du Roi; wir sehen den Canal du Rhône-à-Sète kurz vor seiner Mündung ins Mittelmeer.

Entlang der Küste geht es zum Strand am Grand Travers. Wir bewundern das viele Wasser, sammeln ein paar rezente Schnecken und Muscheln und steigen mit den Schuhen ins Wasser (ich), weil das eine Garantie fürs Wiederkommen ist...

Wir fanden 2015 allüberall am Strand herumliegend eigenartige Strukturen - keiner von uns wusste, was das ist. Wissen Sie es?

Nach einem kurzen Halt in Grau du Roi geht es weiter nach Aigues-Mortes, dem Juwel am Rande der Camargue.

In der Tour de Constance - wir sind im obersten Stockwerk dieses trutzigen Wehrturms und blicken nach oben.

Aigues-Mortes (lat. aquae mortuae = die toten Wasser): Sumpfland. Die Stadt wurde inmitten von Sümpfen am westlichen Rand der Camargue angelegt und ist heute umgeben von Salzsteppen, Sümpfen, Salinenland (südlich der Stadt die Salins du Midi - die in jedem Lebensmittelgeschäft entsprechend beschrifteten Salzpackungen bilden ein nettes Geosouvenir) und Weinfeldern ("Sandwein" - unbedingt einen Listel probieren, am besten Grain de Gris). Im Mittelalter lebten hier zuzeiten rund 15000 Leute, heute sind es nur noch etwa 4000.

Die Stadt wurde gegründet von Ludwig IX. (dem Heiligen) als Ausgangshafen für seine Kreuzzüge: Erwerb des Landes von einer Abtei namens Psalmodi; zu Ludwigs Zeiten nur Bau der Kirche und von Profan-Häusern. Der Mauerkranz wurde vom Sohne Ludwigs zwischen 1267 und 1275 errichtet, aus miozänen Kalken des Hinterlandes. Der seinerzeit bis zum offenen Meer reichende Kanal versandete.

Die Südmauer von Aigues-Mortes. Zwischen den beiden Bildern liegen rund 40 Jahre, und außer der Wetterstimmung ist eigentlich nichts anders.

Dieser einzigartige niemals großflächig restaurierte Mauergürtel mit umlaufendem Wehrgang - zwischen 8 und 10 Meter hoch und bis 6 Meter dick - zeigt rechteckige Anlage (Kantenlängen 567, 497, 301, 269 Meter), ist durch 15 Türme bewehrt und hat 10 Tore. Im Nordwesten der gewaltige Bau der "Tour de Constance", Musterbeispiel einer mittelalterlichen Verteidigungsanlage (54 Meter hoch, Mauerstärke bis 12 Meter). Von der Turmplattform hat man einen wunderbaren Blick auf Stadt und Umgebung. Das zeitweise als Kerker genutzte Innere diente u.a. zur Verwahrung der nach der Aufhebung des Edikts von Nantes eingesperrten Hugenotten.

Das Straßennetz ist, entsprechend des Stadtgrundrisses - rechtwinklig angelegt. Im Zentrum der Marktplatz mit der Statue Ludwigs IX; an der linken Ecke die von Ludwig errichtete Kirche mit klarem und schlichtem Inneren und neuerdings schrecklich bunten Fenstern. Hier beteten König und Gefolgschaft vor der Abfahrt zu den beiden Kreuzzügen. Was allerdings auch nicht viel brachte - Ludwig starb bei seinem zweiten Kreuzzug in Tunis an der Pest.

Wir bummeln in den Gassen und freuen uns über die bunte Vielfalt!

Ein Rundgang oder wenigstens ein kleiner Mauerbummel bis zum nächsten Turm muss sein!

Blick von der Stadtmauer über Häuser, Wehranlagen und Saline. Im Süden vor der Stadt liegen die Salzfelder der "Salins du Midi" mit ihren riesigen blendendweißen Salzbergen.

 

Um die Salinen-Landschaft und die Salzgewinnung kennen zu lernen, führen wir eine Besichtigung durch und fahren zu diesem Zweck mit einem putzigen kleinen Motor-Züglein durch die Salzsümpfe. Rechts das Bild eines "abgeernteten" Salzbeckens.

Überall Salzfelder, teils geflutet, teils trocken.

Im Wasser stehen oft Flamingos und manchmal fliegen sie auch auf und wenn man dann die Kamera bereit hat...

Vermutlich die schönste Ansicht von Aigues-Mortes hat man von hier den Salinen aus. Der anfängliche Dunst hat sich verzogen und die Mauern treten klar hervor.

In einem kleinen Museum gibt es Salz zum Anfassen und natürlich vielerlei Salz zu kaufen, vom begehrten "Fleur de Sel" bis zur interessanten Kreation einer "Caramel de Sel".

Unser nächster Halt ist der Dino-Park unweit von Mèze. Er liegt inmitten eines Pinienhains: "La Plaine des Dinosaures" (oder auch "Musée-Parc des Dinosaures"). Das Besondere an diesem Spektakulum ist, dass es inmitten von Fundstellen angelegt wurde - hier grub und gräbt man nach wie vor nach Dinosaurier-Fossilien, vor allem nach Eigelegen.

Sehr interessant ist eine (eingezäunte) kleine Grabungsstelle, wo freigelegte Dino-Eier an Ort und Stelle bestaunt werden können. Hier sieht und lernt man nun mal, dass die meisten der geborgenen Eier nicht komplett sind, weil die Jungtiere geschlüpft waren - die Oberseite ist in diesem Fall aufgebrochen, relikthaft ("Schlupf"); die Unterseite kann komplett sein (sofern eben nicht eine nachträgliche Umlagerung oder sonstige mechanische früh-/postdiagenetische Beanspruchung stattfand). Wenn also im Handel "komplette" Eier angeboten werden, die etwa zur Hälfte auf Gestein sitzen, so sehen wir die Halbkugel der Unterseite, die Liegendseite der Platte. Und vermutlich steckt die andere Hälfte des Eies nicht im Gestein, sondern sie fehlt.

Entsprechend dieser Ausgrabungs-Stätten wird den Dinosaurier-Eiern viel Raum gewidmet, u.a. gleich in mehreren Vitrinen im Eingangsbereich. Die Vitrinen zeigen in erster Linie Fossilmaterial zum Thema "Dino", z.B. verschiedene Eier, Krallentypen, Knochen und sonstiges im Hinblick auf die Funktionsmorphologie, Zähne usw. usw. - bei genügend Zeit gibt es viel zu staunen und zu lernen. Auch Nicht-Dino-Fossilien sind dargestellt, allerdings nahezu ausschließlich Wirbeltiere. Insgesamt sind diese Ausstellungen sowohl von der Didaktik wie auch vom Schauwert her sehr gut gemacht, optisch ansprechend und auch für weniger versierte Naturfreunde interessant und erfassbar. Eine zweite abgetrennte Ausstellung beschäftigt sich mit Ursprung und Evolution des Menschen.

Lebensgroße Skelette und Dermoplastiken verschiedener Dinosaurier stehen vielerorts versteckt und teils überraschend im Wald entlang des Weges. Kernpunkt ist der Abguss des berühmten Tendaguru-Brachiosauriers aus dem Humboldt-Museum in Berlin - ein wahres Monster, hoch aufragend auf einer kleinen Lichtung im Wald.

Dann sehen wir mehrere höchst lebensechte Gruppen der gefährlichen Deinonychus-Räuber. Diese wohl gefährlichsten Räuber der Kreidezeit waren höchst beweglich - Schnelligkeit gepaart mit geballter Kraft! Sie jagten wahrscheinlich in Rudeln und waren somit vermutlich auch den ganz großen unter den Pflanzenfressern gefährlich.

Diese Deinonychus-Plastiken werden weltweit an Museen verkauft und sind gesucht wegen der Ausdruckskraft und getreuen Ausführung. Rechts oben der Tendaguru-Brachiosaurier.

In Mèze laden wir ein zu einer Austern-Verkostung. Bei der Exkursion 2012 nahm niemand unsere Einladung an, mal ein oder zwei frischeste Austern zu kosten! Im Jahr 2015 war das erfreulicherweise anders. Mèze liegt am Étang de Thau, wo viele Austerngärten angelegt sind. Die Schalentiere sind hier ein wichtiger Handelsartikel. Jeder ist zum Kosten eingeladen, und wer keine Austern mag, sollte wenigstens ein Glas Picpoul de Pinet trinken!

Die Wirtin gibt eine Erläuterung. Manche kosten, andere schauen skeptisch, viele fotografieren. Erich beweist sich als Gourmet und verspeist die Austern professionell.

Dann fahren wir in ein nahe gelegenes Weingut, dessen Rebstöcke auf "Saurier-Boden" wachsen. Entsprechend bietet der Winzer einen Dino-Wein an, Cuvée Déinonychus, hergestellt aus den Trauben der umliegenden Weinberge, gewachsen auf Dinoeier-Substrat.

Cuvée Déinonychus!

Wir werden freundlich empfangen von der Winzerfamilie. Der Patron lädt uns ein zu einer Dégustation mit Rouge, (eiskaltem!) Blanc und Rosé und auch einem Orangenwein (nicht unähnlich dem spanischen Ponche Caballero) und wir kaufen dann natürlich auch etliche Bouteillen Wein u.a. des „Cuvée Déinonychus“. Wir trinken, kaufen und trinken wieder und kaufen vielleicht noch eine Flasche... Der Wein ist gut! Man bedenke - "Cuvée Déinonychus"!

Der Patron führt uns dann zu einem Weinberg, wo wir Dinosaurier-Eischalen sammeln können, und es liegen ganz schön viele herum! Man muss sich nur erst den Blick dafür erarbeiten. Wir krabbeln und kriechen also über den Boden und suchen nach den kleinen Eischerben. Dabei wird so mancherlei aufgehoben, was gewiss keine Schale ist... Im Zweifelsfall kann man aber den Patron fragen.

 

Ein Klassiker der Toarcien-Fundstellen ist das Fundgebiet beim Dorf le Clapier. Das Sammeln war Jahrzehnte lang absolut verboten, und die Einhaltung des Verbotes wurde auch überprüft - kaum setzte man einen Fuß aus dem Auto, stand schon ein Einheimischer mit warnend erhobenem Zeigefinger da.

Auf dem Bild oben links blicken Exkursions-Teilnehmer von der Kante des Plateau de Guilhaumard hinab in die Verebnungs-Flächen des Unterjura. Die dort sichtbaren Mergelton-Flächen sind alle mehr oder weniger fossilführend. Hier wollen wir sammeln, auf den sanften Tonmergelhängen. In den gut zugänglichen Bereichen sind sie natürlich mehr oder weniger abgesucht, aber alles kann niemals weggesammelt sein und vor allem nach starken Regenfällen ist die Fündigkeit sofort wieder gut.

Und so liegen sie dann herum, die Fossilien. Meist sind es Ammoniten, Beifauna ist seltener. Viele der Stücke sind durch längeres oberflächennahes Liegen oxidiert und durch erosive Abläufe und Frosteinwirkungen zerbrochen. Größere Exemplare sieht man teils nur ein kleines Stück herausschauen wie auf dem eingeblendeten Bild.

Mein bester Fund bei der Exkursion 2012, hier fotografiert wie aufgehoben: Eine Collina zitteli (OPPEL, 1862) aus dem unteren Toarcien (Bifrons-Zone, Semipartitum-Subzone) von Le Clapier. Klein, aber fein!

Ein malerisches Bild der erosiv abgetragenen Tonmergel. Und überall können Ammoniten liegen...

Das Bild zeigt einen Teil meiner Funde aus einem nur rund 30 Meter langen dornenverwachsenen Bachriss; kein Sammler war da in den letzten Jahren/Monaten drin. Die Fossilien liegen schon gewaschen in einer Camembert-Schachtel, anschließend an den Brauch des berühmten Joseph Monestier.

Das für mich aufregendste Fundstück der Exkursion war dieses Phymatoceras, gefunden von Günter Richter hier bei Le Clapier. Untertoarc (Bifrons-Zone). Durchmesser ca. 3 Zentimeter. Es ist ein Phragmokon ohne Lobendrängung, artlich nicht bestimmbar.

Es zeigt eine Kielverlagerung auf die rechte Flanke. Dabei wird eine markante kielersetzende Furche ausgebildet, die Gehäuse dieser Arten normalerweise nicht haben. Zwar sind öfters kielbegleitende Furchen ausgebildet, aber diese sind immer unauffällig. Die linke Flanke zeigt das Berippungsbild eines Ringrippers – die zurückschwingenden Rippen queren den Venter und enden an der Furche.

 

Interessante Pflanzen finden wir allüberall, mancherorts aber treten sie in großer Zahl auf wie z.B. im Karst bei Le Caylar, wo wir viele der hier gezeigten Arten finden werden wie z.B. die hier endemische Küchenschellen-Varietät Pulsatilla vulgaris rubra, die Wildtulpe (Tulipa sylvestris), Orchis- und Oprys-Arten, Dactylorhiza...

Wer gerne botanisiert, hat viel zu tun während der Exkursionstage.

 

Der Blick hinab ins Tal auf das (ehemalige) Bergarbeiter-Dörfchen Graissesac. Darüber der alte Tagebau, aufgelassen vor rund 20 Jahren.

Zum Kauf unserer Tagesverpflegung halten wir meist am Vormittag irgendwo wie hier in Graissessac. Kleine Geschäfte dieser Art gibt es überall. Und irgendwie sind sie anders als bei uns, altmodischer, persönlicher, bunter...

Dann geht es mühsam durch das Örtchen, mit dem Bus absolut nicht einfach (wieder mal Hut ab vor unserem Fahrer Günter Schwarz!), und dann auf Serpentinen steil bergauf bis zu den alten Halden.

Wir parken weit oben. Ausrüstung gepackt und ins Gelände gewandert! Manche laufen weit abwärts (was den Nachteil hat, mit den Funden – teils schwerwiegend! – wieder bergauf steigen zu müssen...), andere sammeln um den Bus herum, jedenfalls in der Nähe. Nahezu jeder Stein enthält Pflanzenfossilien. Ein Paradies für den Liebhaber fossiler Pflanzen! Die Artenvielfalt ist beeindruckend, die Erhaltung gut. Sigillaria, Lepidodendron, Calamites, Asterophyllites, Annularia, Asterotheca, Pecopteris usw. gibt es reichlich. Hier wurden langzeitig Gesteine des Stefan auf Halde gelagert. Manche Haldenbereiche sind rekultiviert, in anderen Bereichen liegt noch viel Blockmaterial. Aber sammeln kann man eigentlich überall, und man kann nach wie vor eine guterhaltene und schöne Flora finden.

Beim Aufspalten großer Platten oder Blöcke kommen auch die begehrten großen oder jedenfalls größeren Farnwedel zutage. Entsprechende Fundstücke mit einer Länge bis zu 40 Zentimeter wurden und werden gefunden.

Von oben haben wir einen wunderbaren Ausblick weit hinein ins Land. In der Berglandschaft blüht zur Exkursionszeit vielerorts der Ginster, wie hier im Bild der Färber-Ginster (Genista tinctoria). Sammeln kann man weitflächig - die alten Halden sind riesig und bieten immer noch gute Fundmöglichkeiten.

Kohlengestein, weitflächig erschlossen. Eingeblendet ein Stück gefrittetes Gestein mit einem Farn, rot gefärbt durch Untertage-Brand.

Pflanzenfunde querbeet, sozusagen. Oben rechts ein richtig großes Stammstück eines Calamiten. Linke Reihe, mittleres Bild (mit Hammer): Ingeborg Schmidt hat eine große Platte entdeckt und darauf einen prachtvollen Farnwedel, ordentlich groß. Sie gräbt die Platte aus (viel Arbeit!), sie wird gespalten und aufgestellt und schließlich zum Bus getragen. Und dort bewundert! Außer dem großen Wedel sind auch noch etliche andere Fossilien auf der Platte wie der etwas kleinere Farn auf dem eingeblendeten Bild.Unten rechts: Der Rücktransport zum Bus kann ganz schön schwerwiegend sein.

Fundvorzeig am Picknick-Tisch.

Körperlich erhaltene Calamiten-Stämmchen. Das unten in zwei Ansichten gezeigte Stück ist ein Fund von Wally Kaipf.

Ein schöner Farnwedel, beachtlich groß.

Verschiedene Karbonpflanzen aus dem Stefan von Griassessac.  1) Lepidostrobus sp., Zapfen eines Gewächses der Lepidodendraceae; ca. 8 Zentimeter.  2) Neuropteris cf. ovata HOFFMANN, 1826. Länge 4,3 Zentimeter.  3) Asterophyllites equisetiformis (STERNBERG) BRONGNIART, 1828. Ästchen mit Blattwirteln; ca. 5,5 Zentimeter.  4) Lepidostrobus sp., ein weiterer im Habitus andersartiger Zapfen eines Gewächses der Lepidodendraceae; ca. 5,5 Zentimeter.  5) Asterotheca sp.; Bildbreite ca. 9 cm.  6) Neuropteris ovata ; das gleiche Exemplar wie auf Abbildung 6, hier jedoch komplett sichtbar.  7) Acitheca (al. Pecopteris ) polymorpha (BRONGNIART) SCHIMPER, 1879; Bildhöhe ca. 18 Zentimeter; Ausschnitt aus einer Platte ca. 46 x 20 Zentimeter. Eingeblendet der Samenstand einer Distel, eine der Charakterpflanzen der Landschaften dort im Süden, prachtvoll anzusehen, leider aber noch nicht im Mai. Da müssen wir uns mit den Blüten begnügen.

 

Wir haben leider nur Zeit für Blitzbummeln in den verwunschenen Gassen der malerischen Stadt. Mende ist die Hauptstadt des Département Lozère und hat rund 32000 Einwohnern. Die Stadt liegt am Südrand des Massif Central, wenig südlich der Grenze Kristallin-Jura. Die Altstadt mit engen Gassen und stimmungsvollen Winkeln ist sehr reizvoll. Zahlreiche teils nicht sehr gut erhaltene Renaissance-Häuser zeugen von der früheren Bedeutung der Stadt. Die Kathedrale wurde vom 14. bis zum 17. Jahrhundert erbaut, mit zwei ungleich hohen Glockentürmen. Links unten das Bild eines Barock-Altars mit einer Schwarzen Madonna.

 

Zuallererst - noch vor den Ammoniten - lernen wir ein interessantes Profil kennen, das den Kontakt zwischen dem Granitsockel des Massiv Central und den transgredierten Unterjura-Schichten erschließt. Wir sehen die Wand mit teils kompaktem Granit und grusiger Böschungsschürze, darüber die Dolomite des transgredierten unteren Unterjura.

Mergelhänge und Aufsammlungen.

Hier besuchen wir weitgedehnte Aufschlüsse, die sich über Kilometer hinziehen. Es gibt leichter zugängliche bzw. einfacher absammelbare Bereiche und es gibt die teils tief eingeschnittenen und teils auch Gestrüpp-bewachsenen Schluchten. Hier sind die Funde natürlich (normalerweise) besser, aber es ist halt deutlich mühsamer, dort unterwegs zu sein. Erschlossen sind Schichten des Domérien und des Toarcien bis hinauf zur Aalensis-Zone, dem obersten Toarcien.

Vom kleinen Dorf laufen wir nach oben zu fossilreichen und bequem begehbaren Tonmergel-Hängen. Die Konditionsstarken können natürlich die tiefen Schluchten durchkriechen. Wir werden auch viele schöne Blüten sehen, wobei hier im Norden die Flora etwas anders zusammengesetzt und auch jahreszeitlich ein wenig hinterher ist. Wir sehen also Veilchen, Narzissen (die Dichter-Narzisse, Narcissus poeticus, und Narcissus requienii, die Gelbe Narzisse) und natürlich Leberblümchen.

Ammoniten im Gestein vor und nach der Bergung.

2012 wie auch 2015 war die Ausbeute sehr gut. Durch den vorausgegangenen Regen und die bisherige Unberührtheit (in letzter Zeit keine Sammler vor uns!) fanden wir wirklich viel und auch viele schöne und große Stücke. Die am Bus gezeigte Ausbeute war beeindruckend. Hier einige Bilder von gewaschenen Fundstücken von Rudi Schütz (von links oben nach rechts unten): Grammoceras thouarsense (ca. 3,5 cm), Hildoceras cf. semipolitum (5,4 Zentimeter), Oxyparoniceras telemachi (4,4 Zentimeter), noch ein Grammoceras. Zweite Reihe: Phymatoceras sp. (3,6 Zentimeter), Haugia variabilis (3,4 Zentimeter), Phymatoceras cf. narbonense (4,2 Zentimeter), ein Hildoceras und schließlich ein solitär liegendes Grammoceras.

Unten die einzelnen Fotos einiger der Ammoniten:

 

Von Sainte-Hélène geht es dann über Mende und Balsièges hinauf auf den Causse de Sauveterre. Wir halten oben auf der Hochfläche an, kurz vor dem Weiler Sauveterre (der übrigens auf einem Basaltsockel liegt – alttertiärer Vulkanismus) und bewundern die absolute Ödnis. Überall kommt der Fels zutage. Eingeblendet eine Silberdistel (Carlina acaulis), wie man sie auf den Hochflächen der Grands Causses überall sehen kann - wahrlich eine Charakter-Pflanze der Landschaft.

Und schließlich hinüber zu den Gorges-du-Tarn. Fährt man hier vom Causse Sauveterre hinab in  die Tarnschlucht, so hat man den wohl malerischsten Einblick in die Schlucht überhaupt und einen grandiosen Blick auf den Ort Sainte-Énimie. Die Durchfahrung der Tarn-Schlucht kann von Florac aus erfolgen, das eindrucksvollste Erlebnis aber ist die Anfahrt über den Causse Sauveterre von Norden her und die Einfahrt in die Schlucht auf steiler Serpentinenstraße hinab nach Sainte-Enimie.

Sainte-Enimie ist ein kleines Dorf mit altertümlichem Ortsbild in der Tarn-Schlucht, am Ost-Süd-Knick der Schlucht. Am Hang die Ruine eines Klosters, das 630 von der Merowinger-Prinzessin Énimie gegründet worden war. Vermutlich zog sich die Dame wegen einer unglücklichen Liebesgeschichte in die Wildnis zurück.

Sainte-Enimie, tief unten in der Schlucht... Kommt man über den höchst einsamen Causse de Sauveterre von Norden, aus Richtung Mende, dann sieht man unten im engen Tal das Dörfchen Sainte-Énimie liegen - ein malerischer Blick!

Das kleine Dorf (vor allem die bergseitigen Bereiche sind pittoresk – und menschenleer!) glänzt im Vordergrund durch vielfältige Souvenir- und sonstige Touristen-Angebote. Das Bummeln macht Spaß! Gabo und ich kauften Lavendel-Essenz und Postkarten, andere kauften Laguiole-Messer und es reicht sogar noch für einen schnellen Café á la terrasse. Das große Bild zeigt Tarn-Steine im flachen Wasser.

Verlässt man die ersten beiden Gassen mit den schönen bunten Dingen und steigt man aufwärts, dann kommen einsame Gegenden mit wunderbaren Details. Und ganz weit oben - von uns erst letztes Jahr bei der Fahrt zur Vorbereitung dieser Exkursion entdeckt - gibt es eine Keramik-Werkstatt mit ganz wunderbaren Dingen!

 

Der Tarn verläuft hier in einer tief eingeschnittenen Erosionsschlucht, vorgegebener Tektonik folgend. Die Schluchtwände bestehen aus Kalken des Mittel- und Oberjura. Die Tarnschlucht ist sicherlich eines der bedeutendsten Naturdenkmäler Frankreichs. Die Schlucht wird meist nur wenige Meter über dem Wasserspiegel des Tarn durchfahren, was ein sehr intensives Erleben der mitunter bis zu maximal 400 Meter aufsteigenden Wände ermöglicht.

Die Fahrt durch die Gorges-du-Tarn ist ein höchst eindrucksvolles Erlebnis. Manchmal wird es richtig eng und man bezweifelt, dass der große Reisebus da hindurch passt. Links liegt der Fluss, nicht sehr unter dem Straßen-Niveau, rechts stehen die steil aufsteigenden Felswände, gekrönt von Zinnen, Türmen, Bastionen. In der linken oberen Ecke des einen Bildes erkennt man einen Geier.

Rechts ragen die Felswände auf, manchmal gestuft wie auf dem Bild, manchmal auch senkrecht oder gar überhängend. Die Fahrt durch die Schlucht ist ein sehr eindrückliches Erlebnis. Oben in den Wänden und am Schluchtrand sehen wir überall markante Felstürme. Natürlich beobachten wir auch Geier, die seit einiger Zeit hier wieder nisten, vor allem aber in den benachbarten Gorges de la Jonte. Die großartigen Ausblicke nach oben sind meist nur im Vorbeifahren möglich - leider ist oft kein Platz zum Parken da, wenn man etwas ganz Besonderes sieht.

Wir halten einige Male an zum Fotografieren. Entlang des Flusses liegen immer wieder kleine meist verlassene Dörfer am jenseitigen Ufer, teils nur mit dem Boot erreichbar. Verwilderte Weinberge an den terrassierten Hängen zeugen von früherer landwirtschaftlicher Nutzung. Das Klima ist deutlich mediterran beeinflusst, was eine sehr artenreiche Mischflora hervorbringt: Mediterrane und kontinentale Florenelemente nebeneinander.

Zum Bild rechts unten: Im Bereich eines vor einigen hundert Jahren niedergegangenen Bergsturzes am Pas de Soucy besteht die Möglichkeit, gegen geringe Gebühr auf ein riesiges das Flussbett blockierendes Kalkmassiv zu steigen. Von dort oben hat man schöne Ausblicke auf die Schlucht und das tobende Wasser weit unten.

Das Flusswasser ist extrem sauber; den dichten Forellenbestand sehen wir manchmal sogar vom Straßenniveau aus.

 

Blick ins Tarn-Tal mit Millau; unterhalb des rechten Ausliegerberges (Causs Noir) fließt die hier kaum sichtbare Dourbie. Die Oberfläche der Zeugen-/Ausliegerberge besteht aus Mitteljura-Kalken, die meist als markanter Steilabfall ausgebildet sind.

Millau ist eine liebenswerte Kleinstadt mit rund 30000 Einwohnern, schön gelegen am Zusammenfluss von Tarn und Dourbie, nördlich des Causse du Larzac. Sie ist der Hauptort der Grands Causses und wie so viele Orte hier zurückgehend auf eine römische Gründung: Aemilianum castrum.

Ein Wahrzeichen der Stadt sind Handschuhe. Millau ist das Zentrum der französischen Handschuh-Macherei - Ganterie. Den Rohstoff bildet vor allem das hier in den Grands Causses reichlich anfallende Schafleder. In wenigen Betrieben werden noch heute Handschuhe gefertigt. Diese Handschuh-Macherei wurde hier in Millau Jahrhunderte lang ausgeübt, die Produkte weltweit vertrieben. Heute ist das Gewerbe nur noch von geringer wirtschaftlicher Bedeutung.

Millau hat ein vielgestaltiges Ortsbild und eine reizvolle Altstadt mit schönen alten bis sehr alten gemütlich-heruntergekommenen Häusern in winkligen Gassen.

Eines der schönsten der bei der Exkursion 2009 gemachten Bilder: Blick in eine schmale Gasse in der Altstadt von Millau. Günter Richter hielt Stimmung und Farben mit glücklicher Hand fest.

Das Hôtel de Peygarolles an der Place Maréchal Foch. Darin ist unter anderem das Musée Municipal untergebracht, das städtische Museum. Die Ausstellungen im Museum beinhalten geologisch-vorgeschichtlich-archäologische Sammlungen sowie eine relativ neu eingerichtete und weiter verbesserte Ausstellung zur Handschuh-Macherei - wunderbar! Auch die Vor- und Frühgeschichte kann sich sehen lassen! Höchst beeindruckend natürlich auch die reichen Funde aus der ehemaligen gallo-romanischen Töpferei la Graufesenque und die teils grandiosen Objekte zu Geologie/Paläontologie der Causses.

Für Fossiliensammler bedeutungsvoll ist auch die Vitrine mit Objekten und Daten zu einem bedeutenden Erforscher der Fossilien des Aveyron, Joseph Monestier. Er lebte hier in Millau und war Notar. Für die Unterbringung seiner Funde verwendete er traditionell Käseschachteln - er verband das Nützliche mit dem Angenehmen.

In den Vitrinen sehen wir u.a. teils sehr beeindruckende Exemplare der (meist) verkiesten Ammoniten- und sonstigen Fauna aus Carixien, Domérien und Toarcien der Region. Hier sehen wir zwei der größeren Exponate, ein Lytoceras und eine Haugia (Durchmesser rund 20 Zentimeter).

Das Glanzstück der Ausstellungen ist ein weitgehend komplettes Plesiosaurier-Skelett, Occitanosaurus tournemirensis. In einer großen Tischvitrine werden die Knochen in Fundlage präsentiert. Weitaus eindrucksvoller ist allerdings die hier gezeigte Skelettmontage in einer allseitig verglasten Vitrine. Dabei handelt es sich um Abgüsse der Originalknochen. Das Skelett wurde 1986 in der Gegend von Tournemire (bei Roquefort-sur-Soulzon) gefunden. Es hat eine Länge von ungefähr vier Metern. Die präparatorische und konservatorische Bearbeitung und die Abgüsse wurden von den Laboratorien der Universitäten von Montpellier und Paris VI ausgeführt. Die benötigte Arbeitszeit betrug mehr als 4000 Stunden. Die Fundschicht liegt im oberen Toarcien (Aalensis-Zone).

In der Gallo-Romanischen Abteilung sehen wir Terra Sigillata in sensationeller Vielfalt, vom Gebrauchsgeschirr bis zu edelsten Stücken, und dazu sieht man auch noch die Prägestempel. Die Töpferware von Graufesenque ist weltberühmt. Weiterhin gibt es viele Objekte aus dem täglichen Leben der Töpfer zu sehen, vom Würfelspiel bis zum Tränenglas.

Dann steigen wir in einem schönen Treppenhaus nach oben, um die ganz neu gestaltete und sowohl optisch wie auch didaktisch ungewöhnlich gut gelungene Ausstellung zur Ganterie, der Handschuh-Macherei, anzuschauen. Und glauben Sie mir, das lohnt sich!

Ein eigener Raum mit vielen Devotionalien ist der berühmtesten Bürgerin Millaus gewidmet, der Opernsängerin Emma Calvé. Das große Bild zeigt einen der edlen Handschuhe, die in feinster Arbeit nach Maß gefertigt wurden und Millau als Handschuh-Stadt weltberühmt machten.

Heutzutage ist die Stadt weltberühmt wegen des Viaduc-de-Millau, einer Autobahnbrücke über dem Tarntal, einer technischen Meisterleistung allererster Ordnung. Wir passieren den Viaduc auch mal unterhalb.

Der Viadukt von Millau, der die Stadt weltbekannt machte, zweifellos ein ingenieurtechnisch sensationelles Bauwerk - man muss es gesehen haben! Aber nicht nur die Technik feiert hier Triumphe, sondern auch die Ästhetik - die Brücke ist wirklich schön! Hinten in den Tälern liegt noch der Morgennebel.

Wir "segeln" während unserer Exkursionstage mehrmals über den Viadukt. Es ist wirklich ein Erlebnis. Was sowieso unvermeidlich ist, wenn man sich hier in der Gegend aufhält.

 

Die Halden am ehemaligen Steinbruch oberhalb von Lodève sind einigermaßen ausgedehnt, aber natürlich oberflächlich abgesammelt. Dass schöne Pflanzenfossilien frei sichtbar herumliegen, darf man nicht erwarten. Man muss also spalten, vielleicht auch ein wenig im Hang graben, um ein paar größere Blöcke oder Platten zum Aufspalten zu finden. Diese limnischen Ablagerungen des Perm (Autunien) führen eine interessante Flora (vor allem Gymnospermen wie Lebachia und Walchia: Zweige und Zapfen, Schuppen). Deutlich seltener sind Farne. Auch interessante Fossilmarken wie Schleifspuren, Kolkmarken, Rippeln, Trockenrisse usw. können wir finden und natürlich auch Lebensspuren wie Trittsiegel oder Schwimmspuren.

Ein wunderbarer Blick von den Halden nach Nordwesten: auf dem unteren Bild sehen wir Lodève, eine Stadt, die allemal einen Besuch wert ist - wenn man Zeit hat... Das Museum jedenfalls ist immer noch geschlossen.

Wir graben, klopfen und spalten, und es wird so manche Besonderheit gefunden werden, am meisten natürlich die Zweiglein und Äste der Gymnospermen Walchia und Lebachia, auch einige Zapfen und Farne. Wer Interesse hat, kann sich wie gesagt mit „Fossil-Marken“ beschäftigen – Strömungsmarken, Rippelmarken, Schleifspuren, Trockenrisse usw. [siehe auch Leitfossil.de (2012): Wellenrippeln kreuz und quer – Funde aus dem Autunien des Beckens von Lodève (Andreas E. Richter; 26.5.2012; Geologisches; 4 S., 6 Abb.)]. Die links unten gezeigte Münze von 1855 mit dem Porträt von Napoleon III grub Erich Stein aus - ein Glücksfund!

 

Wir besuchen die größte und eindrucksvollste Karst-Wildnis der Grands Causses: Montpellier le Vieux auf dem Causse Noir. Wir fahren mit einem Züglein durch die markanten Felslandschaften, genießen weite Ausblicke ins Land und kurze auf die Dolomit-Felsen. Wer will, kann auch zu Fuß eine Wanderung durch die Wildnis machen - ebenfalls höchst eindrucksvoll!

Und auf gehts! Mit dem gemütlich fahrenden Zug, der auch mal anhält an besonders schönen Motiven, geht es durch die mitteljurassischen Dolomitfelsen.

Ein wunderbarer Blick ins Dourbie-Tal!

Bastionen, Türme, Burgen allüberall - eine grandiose Karstwildnis. Auf dem unteren Bild sehen wir weit ins Land; am Horizont über dem Dourbie-Tel schemenhaft der Causse du Larzac.

 

Die "Gorges de la Jonte" ist eine tief eingeschnittene, teils genau wie die Tarn-Schlucht steilwandige Schlucht. Sie trennt den Causse Méjean (im Norden) vom Causse Noir. Die Durchfahrung der Schlucht von le Rozier bis Meyrueis ist kaum weniger eindrucksvoll als jene der Tarnschlucht, wenn auch die aufragenden Steilwände nicht die Tarn-Dimensionen erreichen.

Hier im Bereich der Jonte-Schlucht wurden vor einigen Jahren Lämmergeier-Paare ausgesetzt, die bereits reichlich Nachwuchs haben - ein europaweit einmaliges Experiment. Im Norden auf dem Causse Méjean liegt die von uns besuchte Tropfsteinhöhle Aven Armand, gegenüber im Süden auf der anderen Seite der Jonte-Schlucht im Süden die Grotte de Dargilan auf dem Causse Noir.

Impressionen aus den Gorges de la Jonte.

 

 

 

 

 

 

 



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